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Sind wir dafür gemacht, unter Wasser zu leben?

Aktualisiert: 6. Juni 2021



Leider nicht mehr. Obwohl alles Leben ursprünglich aus dem Wasser entsprang, haben wir nach und nach viele unserer biologischen Bindungen an das Wasser verloren. Aber es gibt immer noch eine erstaunliche evolutionäre Anpassung, die in uns allen schlummert: Der Tauchreflex Wir teilen ihn mit Walen, Delfinen, Robben, Pinguinen und dergleichen. Während diese Säugetiere ihn brauchen, um in ihrem Alltag zu funktionieren, ist er für uns eher als Überlebensmechanismus gedacht. Wir profitieren aber nicht nur im Notfall von seiner Wirkung, sondern auch beim Tauchen mit angehaltenem Atem, sprich Freitauchen alias Apnoetauchen.

Stimulus

  • Eintauchen des Gesichts in Wasser oder auch nur Kontakt des Gesichts mit Wasser; je kälter, desto schneller die Reaktion. Die Rezeptoren im Gesicht, insbesondere auf der Stirn und um die Nase herum, sind mit dem Trigeminusnerv verbunden. Dieser Nerv leitet die Informationen an das Gehirn weiter, das den Vagusnerv stimuliert. Dies führt zu einem sofortigen Verschluss der Atemwege sowie zu einer Reihe von physiologischen Veränderungen, die das Sauerstoffmanagement des Körpers in Hinsicht auf die Konservierung optimieren.

  • Atemanhalten

  • Druckanstieg

Reaktion

  1. Laryngospasmus - Verschluss der Stimmbänder: Die Stimmbänder schließen sich sofort, wodurch die Luftröhre verengt wird und somit das Eindringen von Wasser in die Lunge, und somit das Ertrinken, verhindert wird. Erfolgt bei Säuglingen bis zu 6 Monaten ganz natürlich und bei vollem Bewusstsein, bei Erwachsenen allerdings nur noch im Notfall d.h. bei Bewusstlosigkeit.

  2. Bradykardie - Verlangsamung des Herzens: Das Herz ist einer der stärksten Muskeln in unserem Körper und jeder Herzschlag verbraucht Sauerstoff. Während des Atemanhaltens verlangsamt unser Körper auf natürliche Weise den Herzschlag um 10-30% (bei trainierten Freitauchern bis zu 50%+), um Sauerstoff zu sparen und folglich unsere Zeit unter Wasser zu verlängern.

  3. Vasokonstriktion - Verengung der Blutgefäße: Wenn sich unsere Blutgefäße verengen, wird der Blutfluss zu unseren Extremitäten reduziert, wodurch die Konzentration von sauerstoffreichem Blut zu unseren lebenswichtigen Organen (Lunge, Herz und Gehirn) erhöht wird.

  4. Blutumverteilung - Als Folge der Gefäßverengung verlagert sich das Blut aus den Extremitäten in die lebenswichtigen Organe und die Brusthöhle. Die Alveolen und Kapillaren in unserer Lunge werden mit sauerstoffreichem Blut (= Flüssigkeit, und somit nicht komprimierbar) verstopft, das den Luftraum (= komprimierbar) in unserer Lunge ersetzt. Das Blut wirkt wie ein Polster und verhindert, dass unsere Lungen kollabieren, wenn wir tiefer als unser Lungenrestvolumen (um die 35m) tauchen. Die Blutverschiebung findet auch in den anderen Organen des Körpers in ähnlicher Weise und mit dem gleichen Ergebnis statt.

  5. Milzkontraktion - Die Milz, ein Organ, das rote Blutkörperchen speichert, zieht sich um bis zu 20 % zusammen und gibt dadurch rote Blutkörperchen in unseren Blutkreislauf ab. Dies bedeutet, dass mehr Sauerstoff in unserem Blut gespeichert werden kann. Außerdem ermöglichen die zusätzlichen Blutzellen dem Körper, nach einer längeren Atempause schneller wieder in sein normales Gleichgewicht zu kommen.


Life Hack

Beruhige deine Nerven jederzeit, indem du den Tauchreflex aktivierst. Lege einfach ein kaltes, nasses Handtuch auf dein Gesicht; achte darauf, die Stirn und die Nase zu bedecken. Da der Tauchreflex den Vagusnerv erregt, sinkt deine Herzfrequenz und dein Körper beginnt sich zu entspannen. Um die Entspannung zu verstärken, atme langsam und tief im Verhältnis 1:2, z.B. 10 Sekunden ein- und 20 ausatmen; wenn du möchtest, kannst du nach dem Einatmen auch eine kurze Atem-Pause einfügen.

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